Hintergründe zur Antibiotika-Krise
Qual für die Tiere, Gefahr für die Menschen
Die Entdeckung der Antibiotika hat die Medizin revolutioniert.
Bis ins 20. Jahrhundert hatten wir gegen viele Bakterien keine Verteidigung. Ob kleiner Schnitt oder große Wunde, wenn Bakterien wie Staphylococcus Aureus in Wunden eindringen, konnte das das Todesurteile bedeuten oder zur Amputation von Gliedern führen.
Doch dann entdeckten Forscher die Antibiotika. Und alles änderte sich.
Was Antibiotika uns gebracht haben
Antibiotika haben Millionen Menschen das Leben gerettet. Denn sie sind wichtige Medikamente für die Menschheit: Sie heilen bakterielle Infektionen, die noch vor wenigen Jahrzehnten tödlich waren. Es gibt verschiedene Gruppen von Antibiotika – eine der bekanntesten ist die Penicillin-Gruppe. Antibiotika haben unterschiedliche Therapiewirkung; manche wirken gegen viele verschiedene Bakterienarten (Breitbandantibiotikum), manche wirken nur gegen spezifische Bakterienarten.
Heute sind die Schrecken der Vergangenheit eine ferne Erinnerung: Nur noch selten kommt es vor, dass eine kleine Infektion die Abnahme eines ganzen Körperteils mit sich bringt oder gar den Tod bedeutet.
Wie multiresistente Keime entstehen
Doch Bakterien sind flexibel und passen sich an. Die Evolution bestimmt die Entwicklung auch der kleinsten Organismen – also auch der Bakterien. Wenn ein Antibiotikum Bakterien tötet, kann es sein, dass einige wenige überleben, weil sie durch den Zufall von Mutationen nicht so anfällig gegen die Gifte sind. Diese besonders hartnäckigen Bakterien vermehren sich wieder. Und sie sind die Grundlage für ganze Stämme von Erregern, gegen die dieses Antibiotikum nicht mehr hilft. Solche Stämme nennt man resistent. Sind sie gegen mehrere Antibiotika resistent, so heißen sie „multiresistent”. Gegen letztere ist es extrem schwierig anzukämpfen.
Warum wir vorsichtig beim Antibiotikaeinsatz sein müssen
Deshalb müssten wir vorsichtig im Umgang mit Antibiotika sein. Je mehr Antibiotika in die Umwelt gelangen, umso schneller bilden Bakterien Resistenzen gegen diese. Erworbene Resistenzen können teils auch zwischen verschiedenen Bakterien übertragen werden.
Der offensichtliche Schluss daraus ist: Wir müssen Antibiotika sinnvoll einsetzen. Das bedeutet, sie zum Beispiel selbst bis zum Ende der Packung zu verwenden, damit die Bakterien keine Chance haben. Das bedeutet aber auch, sie nicht leichtfertig einzusetzen – wir wollen ja die Bakterien nicht absichtlich dazu trainieren, resistent zu sein! Besonders wichtig wäre der sorgsame Umgang mit sogenannten „Reserveantibiotika”. Sie sind hochwirksame Mittel, die unsere letzte Verteidigung darstellen.
Wo unsere Vorsicht im Umgang nicht genug ist
Aber wir waren nicht vorsichtig. Antibiotika werden eingesetzt, wo es nie hätte sein dürfen. Denn auch die industrielle Agrarwirtschaft hat den Nutzen von Antibiotika entdeckt. Genau wie Menschen werden ja auch Tiere krank, wenn sie zu dicht und unter schlechten Bedingungen beieinander gehalten werden. Deshalb wurden sie in großen Ställen und auf Weiden gehalten.
Doch mit den Antibiotika wurde es plötzlich möglich, sie dicht an dicht unter engsten Verhältnissen zu halten. Das ist schrecklich für die Tiere. Aber wen nur der Profit kümmert, der sieht das als „Effizienz”.
Wie die industrielle Tierhaltung multiresistente Keime produziert
Die Ställe der industriellen Tierhaltung sind wahre Zuchtanstalten für multiresistente Keime. Um möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Platz mit möglichst geringem Aufwand halten zu können, werden den Tieren in der Intensivtierhaltung flächendeckend Antibiotika verabreicht. Denn in einem Stall mit z. B. 2.000 Schweinen ist es fast unmöglich, ein krankes Tier zu identifizieren und zu behandeln. Gründe für Entzündungen und Infektionen gibt es aber viele: Bein- und Klauenverletzungen durch Spaltenböden ohne Einstreu, gegenseitige Verletzungen aufgrund von Platzmangel und Beschäftigungslosigkeit sowie das geschwächte Immunsystem von Jungtieren, die zu früh von ihren Müttern getrennt wurden.
So werden heute in Österreich große Mengen Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt! Und selbst Reserveantibiotika sind in Verwendung!
Warum es eine Million Tote durch multiresistente Keime gibt
Multiresistente Keime kosten bereits eine Million Menschenleben pro Jahr! Gegen bestimmte Infektionen beim Menschen helfen nur noch sehr wenige Antibiotika. Immer mehr Menschen sterben an Keimen, die für lange Jahrzehnte keine Bedrohung waren. Eine besondere Bedrohung ist dies derzeit in Afrika und Asien, doch auch in Europa sind es rund 33.000 jedes einzelne Jahr.
Selbst gegen Reserveantibiotika haben erste Bakterien bereits Resistenzen gebildet. Besonders gefährdet, sich mit multiresistenten Keimen aus der Tierhaltung anzustecken, sind LandwirtInnen und ihre Angestellten, TierärztInnen, Schlachthauspersonal und AnrainerInnen von Intensivtierhaltungsanlagen.
„Ohne ein rasches und koordiniertes Handeln aller Beteiligten steuert die Welt auf eine post‐antibiotische Ära zu, in der normale Infektionen und kleine Verletzungen wieder tödlich enden können, obwohl sie bereits jahrzehntelang behandelbar waren.“
Wir müssen den Einsatz von Antibiotika überall auf das wirklich notwendigste reduzieren, damit uns diese wichtigen Medikamente weiter erhalten bleiben. Für die Tierhaltung bedeutet das, dass sich die Haltungsbedingungen so verbessern müssen, dass Tiere nicht systematisch krank gemacht werden. Die moderne industrielle Massentierhaltung ist unvorstellbar grausam. Empfindsame Tiere verbringen ihr kurzes Leben auf engstem Raum, lernen nie das Sonnenlicht kennen, werden ihren Müttern entrissen … es ist ein inhumaner Schrecken.
Und er fällt auch auf uns zurück. Wenn das fürchterliche Tierleid nicht bereits Grund genug wäre, so müsste uns das als Warnung dienen: Lindern wir es nicht, so zahlen wir den Preis mit der Rückkehr von Krankheiten, die wir eigentlich schon besiegt haben sollten.
Stoppen wir diesen Wahnsinn! Unterschreiben Sie jetzt für bessere Tierhaltung und gegen den Antibiotika-Wahnsinn!
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Ja, ich will bessere Haltungsbedingungen für die Tiere und ein Ende des Antibiotika-Wahnsinns.
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